Nahwärmenetz in Zemmin und Tutow

Wir entschlossen uns im Frühjahr 2018 zu einem weiteren Schritt, erneuerbare Energie noch effizienter zu machen. Wir begannen mit den Planungen und der Umsetzung, ein Nahwärmenetz über 6 Kilometer Länge zu errichten und etwa 60 Häuser darunter die öffentlichen Gebäude der Gemeinde Tutow (Schule, KiTA, 5 Wohnblöcke, Gemeindezentrum 2 Turnhallen usw.) mit regenerativer Wärmeenergie zu versorgen. 

Seit dem Dezember 2019 werden nun 59 Häuser von unserem Standort in Zemmin voll mit Wärme versorgt. Der erste Winter ist nun rum und alles hat auch wie geplant funktioniert. 

Die Wärme wird vorrangig von unseren beiden Blockheizkraftwerken erzeugt und durch Wärmetauscher am Abgasstrang ausgekoppelt. Wärmemengezähler erfassen die Kilowattstunden und ein Rohrsystem leitet sie weiter zu unserem betriebseigenen Wärmenetz, welches unsere Hofgebäude versorgt und zu dem neuen Nahwärmenetz, welches über Zemmin nach Tutow zum Pommernring verläuft und dort bis zum Heizhaus verläuft und wieder zurück. Wir können nun die vollständige Wärme die anfällt sinnvoll auskoppeln und nutzen. 

Es entsteht eine Win Win Situation - Die Gemeinde Tutow hatte bereits seit einiger Zeit ein Problem mit der maroden alten Beheizungsanlage, welche nicht mehr zuverlässig funktioniert und zudem hohe Wärmeverluste aufwies. Nun hat die Gemeinde ein effizientes modernes Heizsystem, was zudem noch CO2 neutral ist. Damit leistet die Gemeinde einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz, da sie bisher viele tausende Liter Heizöl fossilem Ursprungs verbrennen mußte. Am 04.12.2019 wurde das bestehende Heizhaus abgeschaltet. 

Bis zum heutigen Zeitpunkt wurden in den angeschlossenen Häusern bereits 1.300.000 kWh erneuerbar beheizt. Die entspricht einer Ersparnis von etwa 440 to CO2 bisher. 

Das Netz wird von den beiden Blockheizkraftwerken mit jeweils 580 kWh thermischer Leistung gespeist. Dazu kommen noch 2 moderne Hackschnitzelkessel, welche ebenfalls 330 kWh thermische Energie bedarfsgerecht beisteuern können. Sie dienen zur Redundanz und zur Energieerzeugung an sehr kalten Tagen. Somit haben wir 1.820 kWh stündlich zur Verfügung. Sollten alle Stricke reißen, können wir auf das noch bestehende Heizhaus in Tutow zurückgreifen und von dort noch einmal 2.400 kWh Energie anschalten - eine beruhigende Redundanz, die jedoch aufgrund des fossilen Ursprungs nach Möglichkeit nicht mehr zum Tragen kommen sollte. 

Stündlich laufen zur Zeit etwa 600 kWh Wärmeenergie ins Nahwärmentz, 300 kWh ins Bestandsnetz auf dem Hof und die Fermenter benötigen nochmal etwa 130 kWh, so dass wir genügend Wärme aus den BHKW`s bekommen. 

 

Mehr Information bekommt Ihr hier: www.buergerenergie-zemmin-tutow.de

 

Biogasproduktion in Zemmin

Gasdichtes Gärrestlager - Umbau 2019

Wir haben 2006 gemeinsam mit einem Partner entschieden, in die erneuerbaren Energien zu investieren. Wir haben uns schon länger mit der Problematik beschäftigt. Ziel sollte es sein, ein effizientes Beheizungssystem für die Gebäude auf dem Standort in Zemmin nachhaltig betreiben zu können. Das EEG gab uns die notwendige gesetzliche Sicherheit, zu definierten Einspeiseerlösen die entstehende Prozesswärme sinnvoll zu nutzen. Leider hat der Gesetzgeber nicht immer Wort gehalten und griff in der Vergangenheit diverse Male in das EEG ein. So waren in der Vergangenheit immer wieder Neuinvestitionen und Anpassungen an der technischen Auslegung der beiden Biogasanlagen notwendig.

Die Biogasanlagen schmiegen sich in unseren landwirtschaftlichen Betrieb sehr gut ein. So haben alle Unternehmen gegenseitigen Nutzen voneinander, sogenannte Synergien. Die entstehende Wärme wird in den Gebäuden durch Fernwärme sinnvoll genutzt und schafft so ein zusätzliches Einkommen neben dem Verkauf von Strom.

Maisernte 2018 mit eigener Technik

 

Die beiden Landwirtschaftsbetriebe liefern auf Vertragsbasis Silomais, Schweinegülle und eventl. Getreide nach Bedarf und sind so von gewissen Marktschwankungen befreit, da der Anbauvertrag mehrjährig geschlossen wurde. Die Gärreste sind ein deutlich hochwertigerer organischer Dünger als Schweinegülle und läßt sich effizienter und emissionsärmer ausbringen. Ein weitere Vorteil ist, dass Gärreste bei der Ausbringung nicht so penetrant riechen. Dies schont die Anwohner und führt dazu, dass der flüchtige Stickstoff dort bleibt wo er hingehört - In den Boden als Pflanzenverfügbarer Nährstoff !

 

Die Herzstücke der beiden Biogasanlagen - Die Jenbacher BHKW`s mit 549 kWh elektrischer Leistung

Nachdem wir Ende 2018 neue Blockheizkraftwerke bekommen haben, können wir nun 549 kw pro Stunde elektrischen Strom erzeugen. Unsere Mindestbemessungsleistung liegt bei ca. 499 kw/h, so dass wir nun zeitweise unsere BHKW`s nicht mehr Vollast laufen lassen können. Wir verfolgen aus jetziger Sicht einen sogenannten Sommer- und Winterfahrplan, so dass wir bewußt im Sommer, wo es mehr Wind- und Sonnenstrom im Netz gibt, weniger Energie erzeugen und im Winter die Motoren wieder auf Vollast fahren können. Somit erzeugen wir den Strom bedarfsgerechter und sorgen für die notwendige Netzsicherheit. 

Parallel zum Umbau wurden unsere gesamte Wärmeauskopplung erneuert, so dass die Technik nun deutlich besser in der Lage ist, die Wärme auszukoppeln. Dies ist vorbereitend zur Errichtung unseres Wärmenetzes geschehen, damit wir zum Herbst 2019 auch genügend thermische Heizwärme zur Verfügung stellen können, um das Nahwärmenetz ausreichend beschicken zu können. Es gab zusätzlich ein neues gasdichtes Fermenterdach und alles wurde nach neuesten Sicherheitsvorschriften erneuert und hergestellt. Somit können wir sicher und solide weiter Energie produzieren. 

Visualisierung einer Biogasanlage - Bedienungsterminal Technikraum

 

Beide Biogasanlagen produzieren zur Zeit unter Vollast ca. 25.000 kw/h täglich. Dies sind auf 365 Tage ungefähr 9.000.000 kw/h elektrische Energie im Jahr. Dies reicht für umgerechnet ca. 1.800 Haushalte bei einem Durchschnittsverbrauch von 5.000 kw/h im Jahr. So können wir bei der Annahme, dass 4 Personen in dem durchschnittlichen Haushalt wohnen 7.200 Menschen mit elektrischer Energie ganzjährig versorgen. Ich denke, damit haben wir bereits einen großen Beitrag zur Versorgung mit regenerativer Energie geleistet.

Auf dem Bild rechts sieht man deutlich die Visualisierung, mit der die komplette Anlage per SPS Steuerung bedient werden kann. Zu sehen ist der Fermenter, die Fütterungsanlage, die Gaswerte und das BHKW mit Leistungsanzeige. Oberhalb ist noch zu erkennen, dass die Anlage auch vom Energieversorger abgeregelt werden könnte, wenn das Netz überlastet ist. Zukünftig werden wir auch in der Regelenergie teilnehmen, was erheblich zur Entlastung der Netze beiträgt. Biogas ist eine grundlastfähige Energie !

1 wöchiger Chartverlauf - Deutlich sieht man die Wartung mit Motorenstillstand in der Mitte des Bildschirms

Die BHKW`s sind nun neu und ersetzten die beiden funktionstüchtigen alten Aggregate, die bis dahin 96.000 Bh gelaufen sind. Dies sind hohe Leistungswerte, die nur durch vorrauschauendes Management und durch robuste Technik erreicht werden kann. Mit den neuen Maschinen erreichen wir noch bessere Wirkungsgrade und können wieder sicher in die Zukunft schauen. Biogasanlagen sind vollkommen CO2 neutral und voll regenerativ. Unsere Politik hat leider immer noch nicht ausreichend das Potential der Biomasse bei der Erzeugung zukünftiger Energie in Deutschland erkannt. Biogas ist Grundlast- und Regelenergiefähig - Ein Vorteil, den alle anderen regenerativen Energien zur Zeit nicht aufweisen können. 

Es bleibt zu hoffen, dass unsere Bundes und Landespolitik der gesamten regenerativen Energie die Chancen einräumt, die dieser junge Wirtschaftszweig verdient hat. Windkraft, Photovoltaik und Biomasse hinterläßt im Gegensatz zu Kohle-und Atomstrom keinen Müll bzw. schädliche Emissionen, um die sich später kostenintensiv der Steuerzahler kümmern darf. 

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© Josef Kühling GbR, Zemmin